Neuigkeiten vom 10.03.2020

„Sind in ständigen Gesprächen mit den Behörden“

Marcher. Österreichs größter Fleischverarbeiter über die Folgen des Virus

Norbert Marcher ist Chef der gleichnamigen Fleischwerke und gleichzeitig einer der größten Lebensmittelproduzenten in Österreich. Mehr als die Hälfte seiner Produktion geht ins Ausland. Im KURIER Gespäch erläutert er, wie sich streikende Hafenarbeiter in China und die Schweinepest in Asien auf sein Geschäft auswirken und welche Folgen des Coronavirus er für die Versorgung in Österreich sieht.

KURIER: Sie sind der größte Fleischverarbeiter Österreichs, haben eine Exportquote von 60 Prozent. Beeinträchtigt das Coronavirus Ihr Geschäft?

Norbert Marcher: Das Coronavirus trifft mittlerweile jeden. Wir exportieren unter anderem auch nach China. Dort waren seit Ende Jänner, Anfang Februar Hafenarbeiter in Quarantäne. Das hat dazu geführt, dass Schiffe in andere Häfen umgelenkt werden mussten und es dort zu Staus und Verzögerungen gekommen ist.

Wie bedeutend ist für Sie der chinesische Markt?

Wir liefern neben den EU-Ländern vor allem nach Asien, China macht mehr als die Hälfte unserer Asien-Exporte aus, Obwohl sich die Staus in den Häfen langsam auflösen, kann man noch lange nicht von einer Entspannung der Lage sprechen.

In Italien steht seit gestern ein Viertel der Bevölkerung unter Quarantäne. Was, wenn es auch in Österreich zu solchen Maßnahmen kommt? Können Sie Österreich weiter versorgen?

Bei den Quarantäne-Maßnahmen in Italien ist der Personenverkehr eingeschränkt. Der Warenverkehr ist davon jedenfalls bisher nicht betroffen – wir liefern ungehindert. Wir sind als einer der größten Lebensmittelproduzenten im Land in ständigen Gesprächen mit den Behörden und sind deshalb zuversichtlich, dass auch die Entscheidungen der Einsatzstäbe in Österreich verhältnismäßig sein werden, sprich dass es zu keiner Einschränkung der Versorgung kommen wird.

Wer entscheidet im Krisenfall über diese Fragen?

Nach dem Epidemie-Gesetz kann der Bund jederzeit Verfügungen erlassen, die Krisenstäbe sind in den Landesregierungen eingerichtet.

Welche Bedeutung hat Italien für Ihr Geschäft?

Nach Deutschland ist Italien unser größter Exportmarkt. Seit dort ganze Regionen abgeriegelt sind, ist natürlich eine Unsicherheit am Markt.

In manchen Firmen werden Seminare und Dienstreisen gestrichen, aus Angst vor dem Coronavirus. Bei Ihnen auch?

Wir haben ohnehin in nächster Zeit keine Messebesuche und unsere Vertriebsmitarbeiter erledigen viel am Telefon oder in Einzelgesprächen. Als Lebensmittelbetrieb haben wir ohnehin eine erhöhte Achtsamkeit. Bei uns ist es Routine, dass man sich beim Betreten des Betriebes die Hände desinfiziert. Besondere zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen sind bei uns nicht nötig.

Von China aus hat sich auch die Schweinepest ausgebreitet, die die Preise für Schweinefleisch in die Höhe getrieben hat. Hat sich die Lage mittlerweile entspannt?

Statistisch gesehen lebte bis Anfang 2018 jedes zweite Schwein auf der Welt in China. Durch die dortige Schweinepest wurde statistisch gesehen ein Viertel des weltweiten Bestandes vernichtet. Der Zusammenbruch von Chinas Inlandsproduktion hatte massive Konsequenzen auf den Weltmarkt, der in der Folge leer gesaugt wurde. Größter Lieferant Chinas von Schweinefleisch ist die EU, allen voran Deutschland, Spanien, Dänemark und Holland. Und Österreich hängt natürlich an den Entwicklungen des internationalen Marktes.

Gibt es noch keine Entwarnung an der Preisfront?

Nein, im Februar sind die Preise weiter gestiegen, wir liegen derzeit 40 Prozent über dem Vorjahresniveau. In der Branche erwartet auch niemand Entspannung, zumindest nicht bis zum Sommer.

Wird das zu einer weiteren Konsolidierung des Marktes führen?

Der Konsolidierungsprozess in Österreich hält seit zehn, 15 Jahren an, ist aus meiner Sicht aber weitgehend abgeschlossen.

Das heißt, Sie haben nach den Übernahmen von Loidl, Blasko und Landhof keine weiteren Zukäufe geplant?

Nein, momentan gibt es keine konkreten Pläne. Wir investieren heuer einen zweistelligen Millionenbetrag in unsere Werke.

Agrarministerin Elisabeth Köstinger fordert unter anderem ein EU-weites Exportverbot für Schlachtvieh in Drittstaaten. Wie stehen Sie als Branchenvertreter dazu?

Im Lichte des Tierschutzes sind diese langen Kälbertransporte natürlich problematisch und die Forderung von Ministerin Köstinger verständlich. Diese Forderung ist auch nicht neu, die nachvollziehbare Kritik an diesen Verkehrswegen gibt es schon seit Jahrzehnten. Es geht dabei ja vor allem um Rinder-Transporte in den arabischen Raum, der seinen Rindfleischbedarf hauptsächlich aus Südamerika deckt.

Quelle: Kurier

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