• Norbert Marcher ist Chef der Marcher Fleischwerke, Österreichs größtem Schlacht- und Zerlegeunternehmen.

Neuigkeiten vom 28.05.2020

Corona-Hotspots Schlachthöfe


Die Fleischindustrie kämpft weltweit besonders hart mit den Folgen der Corona-Krise. In den USA und Deutschland haben sich Schlachthöfe zu „Corona-Brennpunkten“ entwickelt.

Die Fleischereigroßbetriebe in der Mitte der USA haben sich in den vergangenen Wochen zu Zentren der Corona-Pandemie entwickelt, berichtet „Zeit online“ Mitte Mai. Mehr als 10.000 Mitarbeiter erkrankten an Covid-19, mehrere Dutzend Arbeiter starben. Vorübergehend wurden Schlachthöfe geschlossen. Das führte auf den Farmen zu einem Rückstau. Reuters berichtete, fast die Hälfe weniger Schweine geschlachtet wurden als vor der Corona-Krise. Viele Schweinehalter sind sowohl was Platz als auch Futter für die immer schwerer werdenden Tiere betrifft an ihren Grenzen. Notschlachtungen, Keulungen und sogar Abtreibungen bei trächtigen Säuen sind die Folgen. Aus Angst vor einem Fleischmangel ließ US-Präsident Donald Trump einige Schlachthöfe wieder öffnen, entgegen der Warnungen von Gesundheitsexperten, berichtete auch die ARD-Tagesschau. Zwar klagte keine Burgerkette über Versorgungsenpässe, die Tiefkühllager seien weiterhin gut gefüllt, sogar der Export würde weiter laufen. Auch in Deutschland wurde die Fleischindustrie nach zahlreichen Infektionen von Mitarbeitern einiger Schlachthöfe zum Corona-Brennpunkt. Dort stehen die Arbeits- und Unterbringungsbedingungen der oft osteuropäischen Arbeiter seit Längerem in Kritik. Die betroffenen Mitarbeiter werden nun getestet, die Betriebe wurden vorerst geschlossen. In Österreich gab es bisher weder Erkankungen von Mitarbeitern noch Schlachthofschließungen oder gar einen Fleischnotstand.

Dennoch kämpft auch hier die Fleischindustrie mit Problemen im Export, bei den Lieferketten, mit fehlenden Arbeitskräften und besonders volatilen Fleischpreisen, sagt Norbert Marcher, Chef von Österreichs größtem Schlacht- und Zerlegeunternehmen, im Gespräch mit der BauernZeitung.

Marcher: „Zeichen der Erholung sind erkennbar“

BauernZeitung: Wie sehr trifft die Corona-Krise Ihr Unternehmen?
Marcher: Unsere unmittelbare wirtschaftliche Betroffenheit liegt in der gravierenden Entwertung unserer Lagerbestände sowie in den höheren Kosten, die durch die Minderauslastung in Folge von geringeren Rinder-Schlachtzahlen ausgelöst wurden. Wir sind Teil einer feingliedrigen, eng verwobenen Lieferkette zwischen Landwirten und Konsumenten. Normalerweise wird etwa die Hälfte des Fleisches außer Haus verzehrt. Durch den Shutdown ist es zu massiven Veränderungen im Konsumverhalten gekommen. So werden etwa die Steakartikel von Kühen seit Jahrzehnten nahezu ausschließlich nach Frankreich, Spanien und Italien verkauft. Auch bei den Jungstieren hat der extreme Marktverfall bei Steakartikeln gravierende Einbußen ausgelöst. Massive Verluste beschert uns weiters das Zurückfahren der Automobilindustrie, die nun keine Häute für Leder benötigt. Und auch wenn der Lebensmitteleinzelhandel derzeit Mengenzuwächse verzeichnet, können diese nicht annähernd all die angeführten Verluste kompensieren. Durch die kluge Entscheidung vieler Landwirte, wo möglich ihr Schlachtvieh länger in den Ställen zu behalten, konnte aber ein noch schlimmerer Preisverfall vermieden werden.

Wie ist die Situation bei Schweinefleisch?
Bei Schweinefleisch ist die Bedeutung des Außerhaus-Verzehrs geringer und konnte bisher durch den Mehrabsatz in den Supermärkten weitestgehend ausgeglichen werden. Allerdings trifft uns seit einigen Wochen eine völlig unerwartete Nachfrage-Schwäche aus China, die wesentlich von Problemen in der Fleischwirtschaft der USA herrührt. Nach einem empfindlichen Preisverfall ist es derzeit völlig unklar, in welche Richtung sich der Schweinefleischpreis entwickeln wird. Unsere Verarbeitungsmengen sind immerhin stabil.

Wie viele Arbeitskräfte fehlen in Ihren Werken?
Der überwiegende Teil unserer Fleischerfachkräfte stammt aus den benachbarten Ländern Ungarn, Slowenien und Tschechien. Die meisten davon sind als Wochenend-Pendler bei uns tätig. Anfangs herrschte große Unklarheit darüber, ob sie die Grenze ihrer Heimatländer überhaupt passieren können. Stolz sind wir darauf, dass sich unsere Mitarbeiter als extrem loyal erwiesen haben, in dem sie in dieser Zeit auch die Wochenenden in Österreich verbracht haben, weil nur so sichergestellt war, dass sie am Wochenbeginn ihre Arbeit wieder antreten können. Mittlerweile gibt es verlässliche Pendlerabkommen mit unseren Nachbarländern. Und aufgrund von umfangreichen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen von Beginn an ist in keinem unserer Werke ein Coronafall aufgetreten, sodass unsere Arbeitskapazitäten uneingeschränkt nutzbar sind. Also um Ihre Frage zu beantworten: Es fehlen uns keine Arbeitskräfte.

Mussten Sie die Produktion bestimmter Warengruppen einstellen?
Aufgrund ausbleibender Nachfrage wurde die Produktion von Tiefkühl-Burger-Patties für einige Wochen stillgelegt. Mittlerweile ist diese wieder angelaufen, wenn auch nicht auf
Vorkrisenniveau.

„DAS ASIEN-GESCHÄFT MIT SCHWEINEFLEISCH IST ZUNEHMEND VOLATILER GEWORDEN.“

Wie läuft – wenn überhaupt – derzeit der Handel mit China?
Das China- und Asien-Geschäft mit Schweinefleisch wird zunehmend volatiler. Diese Entwicklung hat sich mit der Coronakrise weiter verschärft. Die klassischen Asienartikel wie Schlacht- und Zerlegenebenprodukte, also Rüssel oder Pfoten, werden auch jetzt laufend nach Asien geliefert, wenn auch zu unterschiedlichen Preisen.

Wie haben Sie Ihr Unternehmen auf die Gastro-Öffnung vorbereitet?
Mit der Systemgastronomie stehen wir teilweise in direkter Lieferbeziehung, mit unseren Gastronomiesortimenten wenden wir uns überwiegend an unsere Großhandelspartner und stehen mit diesen in enger Abstimmung, um wieder die prompte Verfügbarkeit aller Artikel zu gewährleisten. Um dem aktuell besonders stark ausgeprägten Wunsch nach Regionalität zu erfüllen, bieten wir auch unser Convenience-Sortiment mit Klassikern wie Schnitzel und Faschierte Laibchen aus 100 Prozent österreichischem Rind- und Schweinefleisch unter der Marke „Blasko Convenience“ an – als heimische Alternative zu den überwiegend ausländischen Anbietern in diesem Produktsegment.

Quelle: https://bauernzeitung.at/corona-hotspots-schlachthoefe/

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