LINZ. Diese Wochen sollte die stärkste Phase der Grillsaison sein - im Vergleich zum Vorjahr wird aber weniger Grillgut gekauft. Das bestätigt Norbert Marcher, einer der drei Brüder in der Geschäftsführung der Marcher Fleischwerke. Seit 2018 gehört die Linzer Landhof-Fabrik zum Kärntner Familienunternehmen, einem der größten Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe in Österreich.
Bei Spezialprodukten wie Spare Ribs würden die Konsumenten eine höhere Preissensibilität an den Tag legen, sagt Marcher. Das Umsatzminus sei mit „weniger als zehn Prozent" überschaubar - außerdem sei das Vorjahr nach dem Ende der Lockdowns und einer starken Nachfrage aus den Tourismusbetrieben sehr gut gewesen.
Das Linzer Werk biete das größte Grillsortiment, insofern sei hier die Saisonalität am größten. Das bedeutet, dass von den knapp 200 Mitarbeitern 140 zur Stammbelegschaft gehören, der Rest seien Kräfte zur Spitzenabdeckung, sagt Marcher.
Landhof, das seit fast zehn Jahren vegetarische und vegane Fleisch- und Wurst-Ersatzprodukte anbietet, sei „fast zu früh" mit dieser fleischlosen Linie dran gewesen. Zwar machten diese „Ohne" -Produkte noch immer erst zwei bis drei Prozent des Gruppenumsatzes aus. Weil fünf Mitarbeiter die Fleischlos-Produkte für die ganze Gruppe (neun Werke in Österreich) in Linz entwickeln, entfalle auf Landhof „ein schwaches Zehntel beim Umsatz, aber ein starkes Zehntel bei den Mitarbeitern", so der Miteigentümer. Marcher sieht ein großes Potenzial für dieses Segment. Den Großteil der fleischlosen Produkte liefere der Verarbeiter als Handelsware an die Lebensmittelketten.
Eine jüngste Produktentwicklung betreffe vegane Nuggets. Für diese hat Marcher einen Vertrag mit einem Gastro-Großhändler abgeschlossen. Im Vorjahr erzielte die Gruppe mit 1850 Beschäftigten 561 Millionen Euro Umsatz. Das sei ein stabiler Wert, der Absatz entwickle sich leicht positiv.
Umsatzschwankungen seien preis- und wenig mengengetrieben. Da die Preise für Schweine und Rinder historische Höchstwerte erreichten, sei der Umsatz steigend. Der Handel hat laut Marcher ein „klares Verständnis für Erhöhungen gezeigt" - freilich mit zeitlicher Verzögerung.
Ölbrenner statt Gas
Unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die Marcher Fleischwerke begonnen, sich nach Alternativen zur Gasversorgung ihrer Werke umzuschauen. „In vier Betrieben hängen wir am Gas und haben Alternativen beauftragt. Die Brenner sollten in ein bis zwei Monaten kommen", so der Hauptgesellschafter. Einige 100.000 Euro würden die Umbauarbeiten kosten.
Die Debatte um Tierwohl und bessere Haltung von Schweinen und Rindern sieht Marcher differenziert: Die Supermärkte würden der Bio- und Tierwohl-Fleischware mehr Regalplatz einräumen, als es Nachfrage und Umsatz entspreche. „Die höheren Kosten werden von den Konsumenten nur eingeschränkt akzeptiert." Die Nutztierhaltung gehöre aber den gesellschaftlichen Vorstellungen angepasst.
Quelle: OÖ Nachrichten