Neuigkeiten vom 27.09.2023

  • Bitte geben Sie uns einen ersten Überblick über die Dimensionen der Marcher Gruppe: Wie viele Tiere verarbeiten Sie pro Jahr? Wie viele Mäster/Lieferanten zählen Sie zu Ihren Partnern?

Wir verarbeiten an unseren 9 Standorten in Österreich jährlich ca 1 Mio Schweine und das Fleisch von ca 140.000 Rindern. Wir beziehen über 10.000 Landwirten jährlich unsere Tiere.

  • Unter welchen Prämissen wählen Sie Ihre Lieferanten aus, bzw. nach welchen Kriterien beziehen Sie die Rohstoffe für Ihre Produkte?

Hier ist ein großer Unterschied zwischen einem reinen Fleischverarbeitungsunternehmen und einem Schlachtunternehmen. Während Verarbeiter darauf Wert legen, dass die Schlacht- und Zerlege-Betriebe, von denen sie das Fleisch beziehen, die technischen, organisatorischen und hygienischen Anforderung zeitgemäß erfüllen, beziehen wir als Schlachtunternehmen die Tiere von landwirtschaftlichen Betrieben, die idealerweise in der Nähe des Schlachtbetriebs beheimatet sind. Die Bedingungen, unter welchen die Tiere dort gehalten und gefüttert werden, werden in Österreich in aller Regel nicht von den Schlachtbetrieben überwacht, sondern soweit es sich um herkömmliche Haltungsformen handelt, von den zuständigen Behörden. Bei Standards, die darüber liegen (mehr Tierwohl, AMA, Bio etc.) sind es die jeweiligen Programmbetreiber, die ihrerseits die Einhaltung der über dem gesetzlichen Standard geforderten Kriterien bei den Landwirten kontrollieren.

  • Tierwohl, Bio, Herkunft: Das alles kostet Geld – wo bzw. warum geht sich manchmal nicht alles aus, was sich die Verbraucher rein theoretisch wünschen?

Haltungsformen, die über der gesetzlichen Norm liegen, verursachen naturgemäß höhere Kosten für den Landwirten (größerer Platzbedarf, teureres Futter bei Bio oder GVO-frei etc.), die in Form eines höheren Preises für das ganze Tier abgegolten werden müssen. Da kaum ein Konsument im Supermarkt ein ganzes Schwein im Regal kauft, ist eine der größten Herausforderungen für die Vermarkter (in der Regel der jeweilige Markenbetreiber) von höheren Standards möglichst viele Teile dieses teureren Tieres auch unter der entsprechenden höherwertigen Auslobung teurer verkaufen zu können. Dies ist auch deshalb so herausfordernd, weil einzelne Teilstücke (Schnitzel, Filet, Spare ribs) als Frischfleisch wesentlich stärker gefragt sind als andere. Auch die kurze Haltbarkeit von Frischfleisch schränkt die Möglichkeiten ein. Die Herausforderung der Ganztiervermarktung ist nachvollziehbarer Weise bei Rind und Schwein deutlich größer als bei Huhn.

  • Thema Vegan: Gerade in diesem Bereich sind Sie besonders innovativ – wie entwickelt sich das fleischlose Angebot in Ihrem Unternehmen? Was sind hier die größten Herausforderungen? Neuheiten?

Wir haben mit der Übernahme der Fa. Landhof im Jahre 2018 die fleischlose Linie übernommen, die als Pionierleistung in der Branche galt. Seit damals richten wir uns in unserer Produktentwicklung und Kommunikation an Flexitarier, also Konsumenten, die hin und wieder auf Fleisch verzichten wollen, aber nicht auf den Geschmack. Unsere Produkte kommen ihren „Vorbildern“ im Geschmack sehr nahe und sind dementsprechend beliebt. Mittlerweile ist der Markt sehr kompetitiv geworden, viele Anbieter drängen in die Regale. Außerdem verstärkte sich der Wunsch sowohl von Konsument:innen als auch seitens des Handels nach rein veganen Artikeln und so wurde 2023 eine komplette Rezepturänderung aller Produkte unter der Marke die OHNE vorgenommen. Diese Änderung haben wir auch zum Anlass für ein Rebranding der Packungen genommen. Außerdem haben wir Convenience-Produkte entwickelt (sowohl frisch als auch TK) und das Sortiment um Käseersatzprodukte erweitert. Aktuell haben wir eine fleischlose „Weißwurst“ entwickelt und wir legen unsere Bemühungen auf die Herkunft der Proteinquellen, wo wir sehr stark in Richtung Upcycling denken.

  • Schlusswort: Wenn Sie an Ihre Partner aus der Landwirtschaft denken, was denken Sie, was sind die wichtigsten Punkte, damit sich Landwirtschaft in Österreich auszahlt?

Es ist sowohl ein legitimer Anspruch unserer Landwirte in der Nutztierhaltung, die eigene Leistung angemessen bezahlt zu bekommen als auch mehr Wertschätzung für ihr Tun zu erhalten. Durch die immer wiederkehrenden Bilder von Missständen wurde letztlich der gesamte Berufsstand diskreditiert. Für einen nachhaltigen Imagewandel gilt es einerseits akute Missstände konsequent abzustellen und andererseits muss es der Branche besser gelingen, ein realistisches Bild des Status quo der Nutztierhaltung der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dieses ist derzeit zwischen den Extremen der werblichen Idyllisierung auf der einen Seite und verstörenden Bildern auf der anderen Seite angesiedelt. Letztlich muss aber auch eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung sein, die Rahmenbedingungen in der Nutztierhaltung systematisch zu verbessern. Dies gilt insbesondere für die Schaffung zeitgemäßer Stallungen.

Quelle: Produkt 8/9 2023

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