Neuigkeiten vom 22.11.2021

Fleischwerke Marcher: "Rekordpreise sind ein globales Phänomen"

Warum Tiere und ihr Fleisch rund um den Globus geschickt werden und China seine Einfuhren von deutschem Schweinefleisch gestoppt hat

von Simone Hoepke

Norbert Marcher zählt zu den größten Lebensmittellieferanten des Landes. Der Lockdown in Österreich trifft ihn nicht so hart wie Branchenkollegen, die sich auf die Belieferung der Gastronomie spezialisiert haben. Ein Gespräch über teures Rind, zu viel Schwein am europäischen Markt und Wurst, die gar keine Wurst ist.

KURIER: Sie sind der größte Fleischverarbeiter in Österreich, haben vier Schlachthöfe und mehrere Verarbeitungsbetriebe in Österreich. Ausgerechnet Sie bauen jetzt auch eine vegane Linie aus. Ist Wurst ohne Wurst gut fürs Image oder fürs Geschäft?

Norbert Marcher: Es ist ein Geschäft in einer kleinen Nische, das aber zweistellige Wachstumsraten aufweist. Deswegen bauen wir die Fertigprodukte-Linie von Landhof aus. Die meisten Käufer sind übrigens nicht strikte Veganer, sondern Flexitarier.

Warum kommen Fleischalternativen eigentlich immer in der Optik von echtem Fleisch daher?

Ernährungswissenschaftler sagen, dass uns am besten schmeckt, was wir kennen. Das betrifft auch die Optik und die Textur, die der von Fleisch bei vielen Veggie-Produkten schon sehr nahe kommt. Auf diesem Feld hat sich zuletzt viel getan.

Viele essen trotzdem lieber ein echtes Steak oder Schnitzel. Und das vornehmlich im Gasthaus. Jetzt schreien Großhändler auf, weil Rindfleisch knapp und teuer wird. Wie ist das passiert?

Diese Rekordpreise sind ein internationales Phänomen. Nach dem Ende der letzten Lockdowns in Europa hat der Konsum offenbar schneller angezogen als die Produktion hochgefahren werden konnte. Das liegt in der Natur der Sache. Ein Hendl lebt 30 Tage, ein Rind deutlich länger.

Wie lange eigentlich?

Kommt drauf an. Wenn Sie in Österreich ein Steak kaufen, kommt es in der Regel vom Jungstier. Das liegt daran, dass die Österreicher zartes Rindfleisch ohne intensiven Eigengeschmack bevorzugen. So ein Jungstier wird meist mit 18 Monaten geschlachtet. Franzosen, Spanier oder teilweise Italiener bevorzugen einen intensiveren Geschmack und das Fleisch kann ruhig auch härter im Biss sein – also von ältern Rindern kommen. So kommt es, dass Österreich viel Fleisch von Milchkühen exportiert. Diese werden im Schnitt vier, fünf Jahre alt.

Fleisch wird um den Globus geschickt. Sie exportieren Schweinefleisch nach China.

Vor allem jene Teile, die in Europa keinen Absatz finden – fettere Teile, Knorpelleisten, Knochen mit Fleischteilen.

Statistisch gesehen wird jedes zweite Schwein auf der Welt in China gemästet. 2018 hat die afrikanische Schweinepest einen Großteil der chinesischen Bestände ausradiert. Nachwirkungen?

Vor zwei Jahren hat das ein weltweites Vakuum am Schweinefleischmarkt verursacht, das die Preise in die Höhe getrieben hat. Mittlerweile hat China die Bestände in einem Tempo hochgefahren, das bei uns undenkbar wäre.

Wie meinen Sie das?

Versuchen Sie einmal in Österreich die Genehmigung für einen Schweinestall zu bekommen. In China wird beschlossen, dass ein paar Großställe gebaut werden und dann wird das umgesetzt.

Was in Europa und Asien gleich ist, ist das Auftreten der afrikanischen Schweinepest, derzeit etwa in Deutschland. Schlägt das internationale Wellen?

Ja, obwohl es in Deutschland nur vereinzelt Fälle gab und kaum Tiere gekeult werden mussten, haben asiatische Länder die Importe aus Deutschland gestoppt. Jetzt drängen die deutschen Übermengen in den europäischen Markt. Deutsche Schweinezüchter verkaufen derzeit unter ihren Produktionskosten. In Österreich ist die Situation nicht so dramatisch.

Warum können Österreichs Bauern bessere Preise durchsetzen, wenn der Markt doch offensichtlich international funktioniert?

Die Supermärkte setzen verstärkt auf österreichische Fleisch- und Wurstwaren, ersetzen es also nicht durch billige Importware. Das hilft natürlich beim Preis.

In Großbritannien fehlen nach dem Brexit die Fleischer, die nicht mehr dort arbeiten dürfen. Wirkt sich das auch auf Österreich aus?

Nein, gar nicht, aber der Fachkräftemangel verschärft sich weiter und auch Hilfsarbeiter sind immer schwerer zu finden. Das liegt auch daran, dass viele Arbeiter aus dem Ausland – bei uns vor allem aus Ungarn und Kroatien – kommen. In ihren Heimatländern hat sich das Arbeitsangebot verändert. Sie sind nicht mehr auf den österreichischen Arbeitsmarkt angewiesen. Mit ein Grund für uns, attraktive Anreize zu bieten.

Quelle: Kurier

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